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1. Badische Sagen - S. 55

1912 - Bühl (Baden) : Konkordia
Staub flog auf, und über Stock und Stein sausten die Ritter dem Herzog nach, der stets der Erste war. 5. Indes war Ottilie an jene Stelle gelangt, wo 500 )abre später der Herzog Bertold von Zäbringen die Stadt Freiburg erbaute, flhnend, ibr Vater könnte sie verfolgen, eilte sie das Dreifamtal hinauf und bog dann längs eines Baches am Süd= abbang des Rohkopfes in den Wald ein. hier klomm Ottilie empor, bis sie kraftlos und erschöpft auf ein bemoostes felsstück niedersank. Tiefe Stille herrschte ringsum. Leise rauschten und flüsterten die Wipfel der Bäume. Die Waldeinsamkeit webte sie geheimnisvoll an. Alles um sie her schien so glücklich! flus dem Schatten der Bäume blickte sie ein Reh mit großen Rügen an. Falter schwirrten lautlos von Blume zu Blume. Ottilie sah, wie goldne Laufkäfer geschäftig hin- und herliefen. Sie beobachtete die Rmeisen, wie sie mit den Tannennadeln das Dach ihrer Wohnungen bauten, und die Döglein, wie sie so emsig hin-und herflogen und ihren jungen Futter zutrugen. Sie lauschte den Waldtauben, die so füh im Waldesdickicht girrten. Das alles stimmte sie glücklich und hoffnungsvoll. Es war ihr, als ob die umgebende Natur zu ihr spräche: Gott ist gut gegen uns alle. Er gibt den Ameisen Reiser und den Vögeln Körnlein; er gibt ihnen Bäume zu Palästen und lehrt sie singen. Sollte Gott nicht auch für dich sorgen? Schon glaubte Ottilie einen Ort der Sicherheit gefunden zu haben, da wird es plötzlich laut. Horch! was ist das? Ottilie hört das wiehern und Getrappel von Pferden, klopfenden Herzens späht sie ängstlich mit banger Rbnung durch die Lichtung des Waldes. Da sieht sie zwischen den Tannen Helm und Harnisch in der Sonne blinken. Gepanzerte Reiter nahten

2. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 110

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
110 49. Die Bartholomäusnacht. Heinrich Iv. von Frankreich (1572). welche sich über viele Länder verbreitete, Der. Itr ßuae notf 1» £^ ^ b ®m8an8- Die Protestanten hießen ' Hugenotten. Sie wurden auf grausame Weise verfolgt; viele ?em Blutgerüst oder endeten unter schrecklichen ^ ai'r Jen Scheiterhaufen. Aber trotz dieser blutigen Verfolgungen Äa l6 } J Hugenotten immer mehr zu. Selbst viele Große ves '"ichs waren zu den verachteten Protestanten übergegangen; so z. B. die Punzen Cond6, Heinrich von Navarra und der Admiral Coliqny ^ie größte Schuld an den Verfolgungen hatte die herrsch- und rachsüchtige »rtr?6 Cutter des Königs Karl Ix., welche den Haß .wischen Katholiken und Protestanten immer von neuem schürte. Da sie v r Yfc !e|?er m Ofenern Kampfe nicht vertilgen konnte, beschloß lie dieselben mit Lnt zu^verderben. Sie stellte sich sreuudlich gegen sie und zum Zeichen ihrer Friedensliebe vermählte sie ihre Tochter Margarethe mit Heinrich von Navarra. Der Tag der Hochreit war für ganz Paris ein Freudenfest. Alle Häupter der Protestanten, Gunter auch Coligny,^ waren nach Paris gekommen, um das Hochreits-m it- r 1 ? initzufeiern, und lebten dort in sorgloser Sicherheit ; T ^r^ets i bte ^6lrstige Königin mit ihren Vertrauten, in ;l ^ alle Hugenotten zu ermorden. Der junge König Karl Ä , a*fan9§ *or Lesern grausigen Vorhaben. Aber seine Mutter childer.e ihm die Protestanten so schlecht und verworfen, daß er seine Ein-nnßtgung zu der gräßlichen Metzelei gab. Ja er betheuerte zuletzt mit einem heftigen Fluche, daß er die Ermordung aller Hugenotten in Frankkönne lt f'iner Ü6ris 6ieibe' welcher ihm Vorwürfe machen r-Fracht vom 23. zum 24. August 1572 ward zur Ausführung festgesetzt. Als es dunkel wurde, erwartete Karl unter bangem Herzklopfen den Anfang des Blutbades. Seine Mutter, die sich beständig bei ihm aufhielt weil sie fürchtete, Karl möchte Reue empfinden, sprach ihm Muth ^iltterna,cht fleng die Sturmglocke vom Turme des königlichen Schlosses an zu läuten. Das war das verabredete Zeichen; und nun degann m der ganzen Stadt ein entsetzliches Gemetzel. Die katholischen Einwohner, welche sich als Merkzeichen ein weißes Tuch um den Arm gebunden hatten, halfen den königlichen Soldaten. Kein Alter und kein Geschlecht wurde geschont. Der König, der im Anfange des Blutbades jo ängstlich gewesen war, gerieth bald selbst in eine Art von Wuth und L.,n3c‘ tobtet!" Ja er soll mit dem Jagdgewehre aus einige gehende Hugenotten geschossen haben. Eins der ersten Opfer war Coliqny. m er den Larrn der Verfolger, welche die Treppe in feiner Wohnung ^cmrftunnten horte, sprang er aus und erwartete, an die Wand gelehnt, uc Mörder. Sie drangen in sein Schlafzimmer, und einer schrie ihn an:

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 112

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
112 Kindern spielen sonnte, hat der fremde Gesandte erfahren, der einst bei ihm eintrat. Er fand den König auf Händen und Füßen kriechend und setn Söhnlein auf dem Rücken tragend. „Herr Gesandter, haben Sie auch Kinder?" fragte Heinrich. „Ja, Sire," war die Antwort/ „'Nun," sagte der König, „da werden Sie es mir nicht übel nehmen, daß ich erst meinen Ritt vollende. “ Das ganze Volk liebte Heinrich. Nur eine Partei hafte ihn, die finstern Jesuiten, die es ihm nicht verzeihen konnten, daß er die Protestanten nicht verfolgte. Als Heinrich eines Tages in einer offenen Kutsche durch die Straßen von Paris fuhr, sprang plötzlich ein junger Mensch, Jtfaniens Ra v aillac, das Werkzeug jener Partei, auf den Wagen und stieß ihm einen Dolch ins Herz. So starb der gute König Heinrich Iv., tiefbetrauert von dem ganzen französischen Volke. 50. Elisabeth von England (1558—1603). 1. Elisabeth war die Tochter Heinrichs Viii. Obgleich dieser König ein Buch gegen Luther geschrieben hatte, wofür der Papst ihn den „Vertheidiger des Glaubens" nannte, so war er es doch, der die Herrschaft des Papstes in England stürzte. Heinrich wünschte nämlich, von seiner ersten Gemahlin geschieden zu werden; weil aber der Papst diese Scheidung nicht erlauben wollte, so sagte sich Heinrich von ihm los und machte sich selbst zum Oberhaupt der Kirche in England. Er hob die Klöster aus und drang dem Volke ein Glaubensbekenntniß auf, das aus katho- lischen Gebräuchen und Lehren, sowie aus seinen eigenen Meinungen gemischt war. Er verfolgte alle, die sich seiner Ansicht nicht fügten. Tausende von Menschen starben auf dem Blutgerüste oder am Galgen. Auch zwei von seinen Gattinnen ließ er enthaupten. Die eine von diesen beiden, Heinrichs zweite Frau, war die Mutter Elisabeths. Elisabeth wurde nach dem Tode ihrer Mutter von ihrem Vater zurückgesetzt,^ von mehreren Stiefmüttern vernachlässigt und zuletzt von ihrer Schwester Maria, als diese Königin war, fünf Jahre lang mit schonungsloser Strenge behandelt. In ihrer Einsamkeit beschäftigte sie sich unl den Wissenschaften, weiblichen Arbeiten und der Musik und lernte so fleißig, daß einer ihrer Lehrer sagte: „Unter allen Jungfrauen leuchtet meine herrliche Schülerin Elisabeth gleich einem Sterne und glänzt mehr durch ihre Tugenden und Kenntnisse, denn durch die Glorie ibrer Abkunft." Sie schrieb und sprach das Lateinische geläufig und richtig; Such des Französischen, Italienischen und Deutschen war sie kundig. 3. Nach dem Tode ihres Vaters bestieg zuerst ifjr jüngerer Halbbruder Eduard Vi., und nach dessen frühemtode ihre Halbschwester Maria den Thron. Maria, finster und argwöhnisch, verfolgte die Protestanten, welche sich im Lande weit verbreitet hatten, auf die grausamste Art. Man pflegte sie deshalb die „Mutige Maria" zu nennen. Als sie nach fünfjähriger Regierung starb, herrschte im ganzen Lande die größte Freude. Die Stände, die gerade versammelt waren, jauchzten

4. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 113

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
113 sofort der neuen Königin zu und riefen: „Gott erhalte die Königin Elisabeth! Lange und glücklich möge sie regieren !" Unter dem Jubel der Einwohner zog nun Elisabeth als Kötiigin in London ein und dankte Gott auf den Knien für ihre Erhaltung in böser, schwerer Zeit. Gleich nach ihrem Regierungsantritt bewies sie, daß sie es mit dem Lande gut meinte. Zu ihren Räthen wählte sie lauter tugendhafte und rechtschaffene Männer. Den bei den Englänbern verhaßten König Philipp Ii. von Spanien, der um ihre Hand anhielt, wies sie zurück. Die Verfolgung der Protestanten hob sie auf und gründete die noch heute in England bestehende Kirche, die bischöfliche oder Hochkirche genannt. Leider verfuhr sie dabei oft zu streng. 4. Viel Unruhe und Sorge bereitete Elisabeth ihre Verwandte Maria Stuart von Schottland. Dieselbe war in frühster Jugend nack Frankreich gekommen, dort im Kloster erzogen und später mit Franz Ii. von Frankreich vermählt. Der Aufenthalt an dem sittenlosen, grundverdorbenen französischen Hofe übte auf die junge Maria, die sich durch große Schönheit und Bildung auszeichnete, den schlimmsten Einfluß und wurde die Quelle unsägliches Unglücks. Bei dem frühen Tode ihres Gemahls verließ sie das geliebte Frankreich, in dem sie sich so überaus glücklich gefühlt hatte. Die ernsten Schotten, die sie regieren sollte, kamen der jungen schönen Königin mit großem Vertrauen entgegen; aber bald sahen sie, daß sic sich in der leichtsinnigen Königin getäuscht hatten. Den größten Unwillen erregte sie, als sie gegen den Willen ihres Bruders und gegen den Einspruch Elisabeths den katholisch gesinnten, rohen, ausschweifenden Darnley (spr. Darnli) heirathete. Diese leichtsinnige Wahl rächte sich bitter; denn Darnley behandelte Maria aufs unwürdigste. Maria wandte sich von ihm ab und schenkte ihre Gunst einem italienischen Sänger. Eines Abends aber drang der erbitterte Darnley in ihr Zimmer, ließ den Sänger, der sich zu Marias Füßen geflüchtet hatte, ins Nebenzimmer reißen und dort erstechen. Maria schwur dem Mörder Rache. Bald nachher verschenkte sie ihre Liebe wieder an einen lasterhaften Menschen mit Namen Bothwell. Da wurde Darnley krank; viele glaubten, er habe Gift erhalten. Maria brachte ihn auf eins ihrer Laubhäuser und verpflegte ihn mit eigener Hand. Plötzlich gegen Mitternacht, als Maria sich entfernt hatte, um bei der Hochzeit einer ihrer Dienerinnen gegenwärtig zu fein, flog das Landhaus, durch eine Pulvermine gesprengt, mit furchtbarem Krach in die Luft, Fast jedermann beschuldigte Bothwell der schrecklichen That; auch Maria hielt man nicht für schnlblos. Dieser Verbacht steigerte sieb, als sie, statt ihn vor Gericht zu bringen, mit ihm zusammen lebte und sogar dem Morber ihres Gatten, der sich noch dazu von seiner eigenen Gattin trennte, die Hand zur Ehe reichte. Der bittere Groll, welchen das Volk gegen Maria hegte, brach zuletzt in einem Aufstanb aus. Der ehrlose Bothwell ergriff die Flucht, trieb barnach auf den benachbarten Inseln Seeräuberei, wurde gefangen und starb im Wahnsinn. Maria setzte man gefangen, Erzählungen a. d. Weltgesch.

5. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 114

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
114 doch entkam sie mit Hülfe einiger Getreuen und suchte bei Elisabeth Schutz. 5. Elisabeth kam in die größte Verlegenheit, was sie mit der landesflüchtigen Verwandtin, die vorher immer behauptet hatte, die rechtmäßige Königin von England zu sein, anfangen sollte. Sollte sie dieselbe strafen oder beschützen? — Elisabeth ließ sie gefangen nehmen und forderte, daß sie sich vor Gericht von dem ihr zur Last gelegten Verbrechen reinige. Letztere konnte ihre Unschuld nicht beweisen und bestritt Elisabeth das Recht, ihre Ri.chterin zu sein. So blieb Maria im Gefängnisse. Nun wurden verschiedene Versuche gemacht, um die Gefangene zu befreien und Elisabeth zu ermorden. Die Anstifter der Verschwörungen wurden ergriffen und hingerichtet. Bei der Untersuchung sand man Briefe, welche Maria an die Verschworenen geschrieben hatte. Daraus gieng hervor, daß sie um den Mordanschlag gegen Elisabeth gewußt hatte. Man stellte sie daher vor Gericht, und die Richter sprachen das Todesurtheil über sie aus. Schwere Kämpfe in ihrem Herzen hatte Elisabeth zu bestehen, als sie das Urtheil unterzeichnen sollte. Erst nach langem Zögern that sie es, damit das Urtheil bereit sei, wenn sich für England neue Gefahren zeigten. Aber eilig, ohne daß Elisabeth etwas erfuhr, zwangen ihre Minister die unglückliche Maria, ihren letzten Gang anzutreten. Im königlichen Schmuck, den Rosenkranz in der Hand, mit dem Christusbilde aus der Brust bestieg sie das Blutgerüst. Ihre Frauen, die sie begleitet hatten, waren untröstlich; aber Maria sagte zu ihnen: „Weinet nicht, das Ende meiner Leiden ist gekommen." Ruhig und ge-saßt erlitt sie den Tod im 46. Jahre ihres Lebens, nachdem sie 20 Jahre lang im Kerker geschmachtet hatte. Ein leichtsinniges Leben, ein schreckliches Ende! 6. Nach diesem blutigen Ereigniß sorgte Elisabeth noch viele Jahre für ihr Land als eine weise Regentin. Englische Schiffe segelten nach allen Welttheilen und brachten ungeheure Schätze mit. In dem Kriege, den der hochmüthige König Philipp Ii. von Spanien gegen das aufstrebende England und gegen die ihm verhaßte Elisabeth mit der „unüberwindlichen Flotte" unternahm, war Elisabeth glücklich: die schnellen englischen Schiffe und ein Sturm vernichteten die große Motte Philipps. Gegen das Ende ihres Lebens befiel die mächtige Königin ein düsterer Trübsinn. Sie starb im 70. Jahre ihres Lebens, nachdem sie den Sohn der Maria Stuart, Jakob I V., kurz vor ihrem Ende ru ihrem Nachfolaer ernannt hatte. 5l Der dreißigjährige Krieg (1618—1648). I. Anf/lattb in Üöhuirn. — Friedrich nett der Pfalz. 1. Durch einen kaiserlichen Majestätsbrief war den Protestanten Böhmens erlaubt worden, anf ihrem Gebiete neue Kirchen und Schulen

6. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 123

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
. 123 ältesten Sohn.- „Du wirst mein Nachfolger fein. Höre auf treue Räthe, habe vor allen Dingen Gott vor Augen und liebe deine Unterthanen herzlich. Sei mit allem Fleiß darauf bedacht, den Ruhm, welchen ich dir hinterlasse, zu wahren und zu mehren." Er verschied mit den Worten: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt" (1688). 53. Peter der Große (1682—1725). 1. Bis zu der Regierung Peter des Großen war das russische Reich unter den Völkern Europas sehr wenig geachtet und das Volk der Russen so unwissend und ungebildet, daß man es zu den Barbaren rechnete. Peter war der jüngste von den Söhnen, welche der Czar Alex ei hinterließ. Sein ältester Bruder übernahm die Regierung. Da derselbe aber nach kurzer Zeit kinderlos starb, übergiengen die Großen des Reichs seinen blödsinnigen Bruder Iwan und wählten den jungen talentvollen Peter zum Czaren. Allein Peters Halbschwester, die herrschsüchtige Sophie, hätte lieber den schwachsinnigen Iwan aus dem Throne gesehen, um in dessen Namen herrschen zu können, und suchte Peter zu stürzen. Sie log der kaiserlichen Leibwache, Strelitzen genannt, vor, Iwan fei ermordet, und reizte sie zum blutigen Aufstande. Wüthend wälzte sich die Schar der Strelitzen nach dem Palaste und ermordete viele von den Verwandten Peters, obwohl sich Iwan öffentlich zeigte. Dann riefen sie Iwan zum Czaren ans. „Gut", sagte dieser, „ich will euer Czar sein, aber laßt doch meinen geliebten Bruder Peter mit mir regieren!" Das ließen sie sich gefallen. Zwei Jahre nachher entstand eine neue Empörung der Strelitzen gegen den Czaren Peter. Seine Mutter Natalie floh mit ihm nach einem festen Kloster. Die Aufrührer folgten ihnen nach und stürmten das Kloster. Lange suchten sie Peter vergebens; endlich fanden sie ihn in der Kirche, wo er vor dem Altare kniete. Seine Mutter stand vor ihm und deckte ihn mit ihren Armen. Peter schien verloren. Schon wollte ein Strelitze ihm das Messer ins Her; stoßen, als ein anderer rief: „Halt, Bruder! Nicht hier am Altare. Er wird uns nicht entgehen!" In demselben Augenblicke erschien die czarische Reiterei und trieb die Strelitzen auseinander. Diese suchten nun den Zorn des Czaren du^ch reumüthige Unterwerfung zu sühnen. Dreißig der Schuldigsten wurden hingerichtet, die übrigen begnadigt. Als Peter 15 Jahre alt war, wurde ein Kaufmannssohn aus Genf, Lefort, fein Liebling und sein Lehrer. Dieser weitgereiste Mann wußte so viel von andern Völkern zu erzählen, daß in Peter der lebhafteste Wunsch entstand, viele Einrichtungen anderer Länder auch in Rußland einzuführen. So mußte Lefort in einem Dorfe bei Moskau eine Schar Knaben nach der Art, wie dies in andern Ländern geschah, militärisch ausbilden. Lesort wurde Hauptmann derselben, Peter diente als gemeiner Soldat und erklärte, daß nur Verdienst, nie Geburt zu Auszeichnungen berechtige. Bald stellten sich so viele junge Russen ein,

7. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 124

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
124 daß im Dorfe fein Platz mehr war. Hieraus entstand die nachmalige russische Garde, mit welcher es Peter gelang, die Macht der Strelitzen zu brechen und die ränkesüchtige Sophie ins Kloster zu bringen. 2. Um diese Seit starb auch Iwan, und Peter war fortan Alleinherrscher von Rußland. Mit rastlosem Eifer arbeitete er mit seinem Freunde Lefort an der Aufklärung seines Volkes und an der Verbesserung der Staatseinrichtung. Er sandte viele junge Russen zu ihrer Ausbildung nach Deutschland, Holland und Italien und zog viele Ausländer in sein Land. Die Großen des Reichs aber waren über alle Neuerungen sehr erbittert. Sie beschuldigten Peter, er ziehe die Ketzer in fein Reich und wolle ihre Sitten verderben. Seine Schwester nährte von ihrem Kloster aus die Unzufriedenheit, und so bildete sich ganz geheim abermals eine Verschwörung. Peter ahnte nichts davon. Als er eines Abends bei einem Gastmahle saß, wurde er von zwei Strelitzen herausgerufen. Sie warfen sich vor ihm nieder und entdeckten ihm, daß mehrere Verschworene sich diesen Abend in einem Hause versammelt hätten, welche die Absicht hegten, ihn morgen zu ermorden. Sofort schickte Peter einen schriftlichen Befehl an einen Hanptmann feiner Garde, das Bezeichnete Haus um 11 Uhr zu umgeben und die Verschworenen gefangen zu nehmen. Um 10 Uhr verließ er, ein kleines Geschäft vorschützend, die Gesellschaft und fuhr, von einem Adjutanten begleitet, nach dem Hanse der Verschwörer. Als er hier die Wache nicht sah, vermuthete er sie im Hause und trat in den Saal. Die Verschworenen fuhren erschrocken in die Höhe. „Ei guten Abend!" sagte Peter. „Ich fuhr vorbei und sah helles Licht. Da vermuthete ich muntre Gesellschaft! ich komme, mit euch ein Gläschen zu trinken." Wählend des Trinkens flüsterte ein Strelitz dem Wirte zu: „Nun ist es Zeit, Bruder!" „Noch nicht!'' antwortete dieser. Da sprang Peter, der es gehört hatte, aus, schlug den Wirt mit der Faust ins Gesicht und schrie: „Für mich aber ist es Zeit, fort! bindet die Hunde!" Zum Glück kam in diesem Augenblick feine Garde und führte feinen Befehl aus. _ Peter aber gab dem Hauptmann eine Ohrfeige, weil er glaubte, er fei eine Stunde zu spät gekommen. Als dieser aber den schriftlichen Befehl vorzeigte, küßte ihn der Kaiser auf die Stirn und bat ihn um Verzeihung. 3. Je mehr ihm Lefort von fremden Ländern erzählte, desto größer wurde fein Verlangen, sie selbst zu sehen. Vermehrt wurde Lies Vergangen noch durch feine Liebe zur Schifffahrt. Er reifte durch Preußen und Hannover nach den Niederlanden, wo er auf der Schiffswerfte in Saar -dam als gemeiner Schiffszimmermann, unter dem Namen Peter Baas, längere Zeit selbst mitarbeitete. Von Holland reiste er nach England, wo eine ihm zu Ehren veranstaltete Seeschlacht ihn dermaßen ergötzte, daß er ausrief : „Wäre ich nicht zum Czaren des russischen Reiches geboren, so möchte ich wohl englischer Admiral sein." Als er auf dem Wege nach Italien war, erhielt er in Wien die Nachricht von einem neuen Aufstande der Strelitzen. Rasch kehrte er deshalb über Polen nach Rußland zurück. Die Anführer

8. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 125

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
wurden aus das härteste bestraft und die unruhigen Streichen ganz aufgelöst. Bald hernach starb sein treuer Freund Lefort. „9?mt habe ich feinen treuen Diener mehr!" rief Peter mit Thränen aus. „Auf ihn Mein konnte ich mich verlassen." Seine Stelle ersetzte später Alexander Menfchikow, früher Pastetenbäckerjunge, der den Czaren ernst vor einer Vergiftung schützte und seit dieser Zeit das volle Vertrauen desselben genoß. Er half ihm auch getreulich bei den Verbesserungen, tue er jetzt nach dem Muster des Auslandes in Rußland einzuführen sich ^ Z In der Folge unternahm Peter noch zwei Reisen ins Ausland zu seiner Belehrung und brachte Handwerker aller Art, Künstler und Gelehrte mit nach Rußland. Auch im Aeußern sollten die Russen den andern europäischen Völkern gleich werden. Wer mit einem langen Kleide durchs Thor gieug, mußte entweder einen Zoll bezahlen oder unter dem Thore niederknien und sich den Rock soweit abschneiden lassen, als ev^ beim Knien aus der Erde schleppte. Ebenso gieng es mit dem langen Beute. Wer ihn behalten wollte, mußte, mit Ausnahme der Geistlichen und Bauern, eine hohe jährliche Abgabe dafür bezahlen, j - ^or allem suchte Peter Schifffahrt und Handel emporzubriugen. Da er aber zu der Zeit noch kein Land und keinen Hafen an der Ostsee und am schwarzen Meere besaß, faßte er den Plan, im Vereine mit August Ii. von Polen und Friedrich Iv. von Dänemark, den jungen Schweden-könig Karl Xii. anzugreifen und dessen Besitzungen an der Ostsee zu erobern. , , 5. Nachdem aber Karl Xii. die Dänen besiegt hatte, brachte er den Russen bei der Stadt Narva eine vollständige Niederlage bei. Peter zagte indes nicht; als er die Nachricht von dem Siege ver Schweden bekam, äußerte, er: „Ich weiß wohl, die Schweden werden uns noch manchmal schlagen, aber wir lernen durch sie. Die Zeit wird kommen, wo wir über sie siegen werden." In sein Tagebuch schrieb er: „Da wir dieses Unglück oder vielmehr dies Glück erlebt hatten, machte uns die Noth emsig, arbeitsam und erfahren." Während Karl Xii. in Sachsen und Polen Krieg führte, nahm Peter Besitz von den Ländern am finnischen Meerbusen und machte sich nun rasch daran, an der Newa eine neue Hauptstadt zu bauen. Viele tausend Bauern wurden ans weiter Ferne hier zusammengetrieben und mußten graben und schanzen. Aber zum Unglück war weder sür hinreichende Lebensmittel, noch für Handwerkszeug gesorgt. Die Bauern mußten die Erde in den Rockschößen herzutragen, und viele Tausend Menschen giengen dabei zu Grunde. Dennoch erstand in kurzer Zeit eine Stadt, die dadurch, daß Peter holländische Schiffer in ihren Hafen zu locken wußte, bald zu einer großen Handelsstadt emporblühte. Sie erhielt nach dem Erbauer den Namen St. Petersburg. 6. Nach der Unterwerfung Polens und Sachsens kehrte stch Karl Xii. wieder gegen den Czaren, um ihm die eroberten Ostseeländer zu entreißen, und rückte in Rußland ein. Bei Pultawa kam es 1709

9. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 126

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
126 zur entscheidenden Schlacht, in welcher die Schweden besiegt wurden. Ein großer Theil derselben gerieth in russische Gefangenschaft, der andere Theil suchte m der Türke: einen Zufluchtsort. Die gefangenen Generale behandelte Peter mit der größten Achtung, und als einst einer seiner Offi-ziere von Karl verächtlich sprach, entgegnete Peter mit strengem Blick: au(! em und wer bürgt mir dafür, daß nicht Karls Schicksal das memige werde?" ~ Die letzten Regierungsjahre Peters wurden durch seinen einzigen Sohn Alexe: sehr getrübt. Dieser war der Sohn der ersten, verstoßenen §rau Peters und schon deswegen dem Vater zuwider. Noch mehr wurde er es dadurch, daß er bei jeder Gelegenheit zeigte, wie sehr ihm die Verehrungen seines Vaters mißfielen. Vergebens hatte ihm dieser ausländische lehrn gegeben, vergebens ihn an die liebenswürdige Prinzessin von Braunschweig vermählt. Letztere behandelte er so verächtlich, daß sie sich bald zu Tode härmte. Seine Schlechtigkeit gieng so weit, daß er sich m eine Verschwörung gegen seinen Vater einließ. Da setzte Peter ein Gericht ein, welches ganz unparteiisch über den Schuldigen erkennen sollte. Dieses verurteilte ihn zum Tode. Der Schreck hierüber zog Alexe: eine schwere Krankheit zu, der er bald erlag. Nach dieser Reit nahmen Peters Kräfte sichtlich ab. Zu seiner Kränklichkeit kam noch eine heftige Erkältung, die er sich bei der Rettung eines Bootes, wobei er bis cm d:e Brust ins Wasser sprang, zugezogen hatte. Bald darauf fiel er in seine letzte Krankheit und verschied in den Armen seines treuen Weibes Katharina. 54 Friedrich der Große (1740—1786). 1. Friedrich Ii. oder der Große wurde am 24. Januar 1712 geboren. Da sein Vater Friedrich Wilhelm I. eine große Vorliebe für den Soldatenstand hatte, war er bestrebt den kleinen Fritz zu einem tüchtigen Soldaten heranzubilden. Den Hofmeistern, die Fritz erziehen sollten, schrieb er vor: „Absonderlich haben Sie sich angelegen sein zu lassen, meinem Lohn die wahre Liebe zum Solbatenstanbe einzuprägen und ihn zu lehren, daß nichts in der Welt einem Prinzen Ruhm und Ehre zu geben vermag als der Degen und daß er vor der Welt ein verachteter Mensch sein würde, wenn er nicht die einzige Gloria in demselben suchte.' Und schon in früher Jngenb mußte Friedrich gleich einem gemeinen Soldaten trotz Winb und Wetter auf die Schloßwache ziehen und Schilbwacke stehen. Der Kronprinz fand keine Freude an den fortwährenden Waffenübungen; desto lieber war ihm die Dichtkunst und die Musik. Der Vater aber suchte den Sohn mit aller Gewalt bavon abzubringen. Dennoch gelang biesem durch Hülfe der Mutter, seine Neigung im Stillen zu beliebigen. Wenn tie kriegerischen Uebungen vollenbet waren, eilte er auf sein Zimmer, vertauschte die Uniform mit dem goldgestickten Schlafrocke und las in einem Buche ober blies die Flöte. Einst,

10. Elsässische Geschichtsbilder - S. 55

1884 - Straßburg : Bull
— 55 — neten Bund — Union genannt. An der Spitze desselben stand Kurfürst Friedrich von der Pfalz. Diesem gegenüber traten die Katholiken zum Schutze ihrer Kirche zu einem gleichen Bunde zusammen, der den Namen Liga erhielt; zum Oberhaupt derselben wurde Herzog Maximilian von Bayern gewählt. Alles war wie zum Kampfe gerüstet; es fehlte nur an einer Veranlassung zum Kriege. Und diese fand sich leider gar bald. 1. Graf Ernst von Mansfeld. Auf Kaiser Ferdinand I. war Maximilian H., auf diesen Rudolf Ii. gefolgt. Als Rudolf im Jahre 1612 starb, erlangte sein Bruder Matthias die Kaiserkrone. Die Protestanten hatten, in der Meinung, daß der vom Kaiser erlassene Majestätsbrief ihnen ein Recht hierzu gewähre, zu Klostergrab und Braunau in Böhmen Kirchen erbaut. Erstere aber wurde niedergerissen, letztere gesperrt. Die Bürger, welche ihren Unwillen hierüber kundgaben, setzte man ins Gefängnis. Durch diese Maßregeln waren die Protestanten aufs äußerste erbittert. Sie schrieben an den Kaiser, allein er entgegnete mit Drohungen. Da drangen am 23. Mai des Jahres 1618 Bewaffnete in die Statthalterei zu Prag ein und warfen zwei kaiserliche Räte, Martinitz und Slawata, als die vermeintlichen Urheber der kaiserlichen Erlasse, samt ihrem Geheimschreiber „nach altem Brauch" durchs Fenster 80 Fuß tief in den Schloßgraben hinab. Diese Greuelthat wurde Veraulassuug zur allgemeinen Empörung. Als im folgenden Jahre Kaiser Matthias starb, erkannten die Böhmen seinen Nachfolger Ferdinand Ii. nicht an und wählten den protestantischen Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz zu ihrem König. Bald aber hatte die Herrschaft Friedrichs ein Ende, da er in der Schlacht am weißen Berge geschlagen wurde. Seine Sache hielt indes der Graf Ernst von Maus-f eld. Da dieser seine Stellung in Böhmen nicht behaupten konnte, wandte er sich nach Franken und der Pfalzgrafschaft. Auch von hier vertrieben, rückte er in das Elsaß ein. Im November des Jahres 1621 kam er vor Hagenau und verlangte die Übergabe der Stadt. Doch die Bürger wiesen das Ansinnen entschieden zurück und erst die immer neuen Verstärkungen, die Mansfeld erhielt, benahmen ihnen den Mut. Wohl wunderte man sich, wie der Graf ein so großes Heer bezahlen konnte, aber er verstand es,
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